Daniel Kehlmann © Beowulf Sheehan
Do, 22. Apr 21
19:30 Großer Saal Brucknerhaus Linz
Daniel Kehlmann
"Tyll"
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Diese Veranstaltung wurde auf 2. September 2021 verschoben.
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Daniel Kehlmanns Protagonist Tyll ist mehr als ein fiktiver Zeitzeuge des Dreißigjährigen Krieges: Der geflüchtete Vagant und Schausteller trifft auf seinen Wegen durch das vom Krieg verheerte Land zusammen mit seiner Begleitung, der Bäckerstochter Nele, auf diverse kleine und große Leute, deren Schicksale sich miteinander zu einem Zeitgewebe verbinden und so ein „Panorama des Dreißigjährigen Krieges“ (Christoph Bartmann, Süddeutsche Zeitung 10.10.17) zeichnen.

Kehlmanns Roman „Tyll“ vermischt Fiktion und historische Realität, um ein komplett neues Bild der Zeit zu schaffen: Aufgebaut rund um Tyll, „jenen rätselhaften Gaukler, der eines Tages beschlossen hat, niemals zu sterben“ (Klappentext Buch).

 

Die fiktive, aber aus Volksbüchern bekannte Person Tyll Ulenspiegel wird von Daniel Kehlmann in ein Dorf Anfang des 17. Jahrhunderts versetzt. Noch bevor sein Vater, ein Müller und Welterforscher, als Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird, flüchtet Tyll zusammen mit der Bäckerstochter Nele in ein vom Dreißigjährigen Krieg gezeichnetes Land.
 Ohne erkennbare Chronologie lässt Kehlmann diese Zeit anhand mehr oder weniger erfundenen Personen lebendig werden.

Die Menschen, denen Tyll und Nele auf ihrer Reise begegnen, sind so genannte „Große“ wie der Winterkönig Friedrich von Böhmen oder der schwedische König Gustav Adolf, aber auch gänzlich Unbekannte wie der Henker Tilman oder der Jongleur Pirmin.

Daniel Kehlmann stellt den Zyniker Tyll als Schausteller, Entertainer und Hofnarr dar, der an Schauplätze des Krieges gerät, welche einen Historienroman vermuten lassen, um im nächsten Augenblick wie ein „Tanz auf dem Seil“ (R. Kämmerlings, Die Welt vom 7.10.17) ebendiesen mit Witz, Kunst und Kenntnis neu zu erfinden.

Doch Tyll ist mehr als ein stummer Zeuge des Geschehens: Spukhaft begleitet von einem Kindheitstrauma, an das er sich selbst nicht erinnern kann, ist er nicht bloß ein Narr, der andere Menschen erheitert, sondern ebenso ein Unruhestifter mit einer bösartigen Seite (T. Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.10.17/ aktualisiert am 26.8.20).

Die Aktualität des Textes – angesiedelt in einer Zeit, in der „Arglosigkeit und Aberglauben der Dorfbewohner ausgenutzt wurde“ (J. Jessen, Die Zeit, 5.10.17) und die Erzählkunst des Autors erzeugen einen großen „Roman übers Erinnern, Vergessen und Erzählen“ (T. Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.10.17/ aktualisiert am 26.8.20).

Besetzung

Daniel Kehlmann, 1975 in München geboren, ist ein deutsch-österreichischer Schriftsteller. Er studierte in Wien Philosophie und Germanistik und unterrichtete an zahlreichen Universitäten in Deutschland. Seinen schriftstellerischen Durchbruch schaffte er 2003 mit dem Roman „Ich und Kaminski“. Sein 2005 erschienener Roman „Die Vermessung der Welt“ zählt heute zu einem der erfolgreichsten Romane der Nachkriegszeit.

Daniel Kehlmann wurde unter anderem mit dem WELT-Literaturpreis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis ausgezeichnet. Der Roman „Tyll“ gelangte in seiner englischen Übersetzung auf die Shortlist des International Booker Prize 2020 und wurde 2019 mit dem Schubart-Literaturpreis ausgezeichnet.

Heute lebt Daniel Kehlmann als freier Schriftsteller in Berlin und New York.