Kurzkonzerte mit Werken von Linzer Komponistinnen
Nennen Sie einen Linzer Komponisten! Die Wahl fiele wohl in den meisten Fällen auf den Namensgeber des Brucknerhauses Linz. Doch wie sieht es mit Komponistinnen aus? Wer dieser Frage nachgehen möchte, wird vom 5. bis 7. September mit der Entdeckung von drei faszinierenden Künstlerinnen belohnt, die ihre je eigenen Spuren in der oberösterreichischen Landeshauptstadt hinterlassen haben. Drei Kurzkonzerte im Palais Kaufmännischer Verein widmen sich dem Schaffen jeweils einer Linzer Komponistin. Student*innen der Anton Bruckner Privatuniversität Linz spielen Werke der in Linz geborenen Mathilde Kralik von Meyrswalden, von Hedda Wagner, die als Journalistin, Schriftstellerin, Komponistin und Musiklehrerin in Linz wirkte sowie von Frida Kern, die mit ihrer Familie als kleines Kind nach Linz zog und später als Komponistin und Dirigentin mit ihrem ausschließlich aus Frauen bestehenden Orchester europaweit Erfolge feierte.
Hedda Wagner (1876–1950)
Oberoesterreich. Ein Klavierquartett, op. 69 (1927)
„Es geht ein grauer Tag vorüber“ für Singstimme und Klavier, op. 18, Nr. 1 (1917)
Euphorie für Singstimme und Klavier, op. 42, Nr. 2 (1921)
Der dunkle Gast für Singstimme und Klavier, op. 135, Nr. 5 (1942)
Der Wegweiser für Singstimme und Klavier, op. 135, Nr. 6 (1942)
Sommerlied für Singstimme und Klavier, op. 132, Nr. 1 (1940)
Veronika Harman | Sopran
Ariana Soledad Oroño Guillen | Violine
Jisoo Lee | Violine
Greta Sophie Lantschner | Violoncello
Alfonso Sanchez Perez | Klavier
Die am 21. Jänner 1876 in Niedernhart (heute: Ortsteil von Linz) geborene Hedda Wagner wuchs in einer wohlsituierten, wissenschaftlich-künstlerisch geprägten Familie auf. Im Zuge ihres umfangreichen Privatunterrichts lernte sie mehrere Sprachen (darunter Englisch, Französisch, Russisch, in späteren Jahren sogar Hebräisch) und erhielt schon früh Musikunterricht, unter anderem bei Adalbert Schreyer d. J. und Hermann Haböck. 1896, im Jahr von Anton Bruckners Tod, legte sie in Wien die Staatsprüfung in den Fächern Klavier, Musiktheorie und Komposition mit Auszeichnung ab. Wieder in Linz widmete sie sich dem Verfassen von Gedichten, Essays und Erzählungen, die sie unter anderem in der Linzer Tages-Post veröffentlichte, und betätigte sich als Komponistin. 1912 trat sie in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) ein, wurde Mitglied des Landesfrauenkomitees und begann für das sozialdemokratische Tagblatt sowie für das Wochenblatt Wahrheit! zu schreiben. Zahlreiche ihrer Werke wurden bei Veranstaltungen der SDAP aufgeführt. Nachdem sie aus politischen Gründen bereits 1934 dazu gedrängt worden war, in Pension zu gehen, wurde sie 1938 vom Reichsverband der deutschen Presse wegen ihrer „judenfreundlichen Einstellung“ mit Schreibverbot belegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den sie mit privaten heimatgeschichtlichen Arbeiten sowie Klavier- und Nachhilfestunden gewissermaßen in innerer Emigration verbrachte, wurde ihr 1936 verfasster Linz-Roman Stadt in Flammen als einziges ihrer Bücher noch zu ihren Lebzeiten veröffentlicht. Hedda Wagner starb am 24. März 1950 in Linz.