Musenmusik
Hinter der Widmung eines musikalischen Werkes kann sich eine Vielzahl unterschiedlicher Gründe verbergen. Oftmals sind diese rein pragmatischer Natur, wenn beispielsweise die Namen einflussreicher Förder*innen auf dem Vorsatzblatt der Partitur aufscheinen. Zuweilen liegen auch ganz praktische Erwägungen zugrunde, etwa wenn Stücke für bestimmte Interpret*innen komponiert und diesen zugeeignet werden. Eine besondere Form der Widmung hingegen ist jene, die sich an die Muse, die ideelle Figur hinter dem kreativen Schaffensprozess wendet. Solche Werke stellen die Starpianistin Lise de la Salle und das weltweit gefeierte Quatuor Hermès in den Mittelpunkt ihres Konzertes. Einer Auswahl aus den Fünf Stücken im alten Stil und dem Klavierquintett Es-Dur von Alexis de Castillon, die dieser beide der eng befreundeten Pianistin Françoise d’Angosse widmete, auf deren Schloss er zumeist die Wintermonate verbrachte, stehen Werke von Clara und Robert Schumann gegenüber. Clara Schumann dedizierte ihre Drei Romanzen ihrem späteren Ehemann, Robert Schumann dagegen eignete seiner Ehefrau sein berühmt gewordenes Klavierquintett Es-Dur zu, das wiederum als Modell für Castillons Quintett diente, der nicht umsonst als „französischer Schumann“ gilt.
Alexis de Castillon (1838–1873)
Aus den Cinq pièces dans le style ancien pour piano, op. 9 (um 1868)
Nr. 2 Sicilienne (Molto lento espressivo) d-moll
Nr. 3 Sarabande (Maestoso) d-moll
Nr. 4 Air (Andantino) D-Dur
Klavierquintett Es-Dur, op. 1 (1863–64)
– Pause –
Clara Schumann (1819–1896)
Trois Romances pour le piano, op. 11 (1838–39)
Robert Schumann (1810–1856)
Klavierquintett Es-Dur, op. 44 (1842)
Lise de la Salle | Klavier
Quatuor Hermès
Omer Bouchez | Violine
Elise Liu | Violine
Lou Yung-Hsin Chang | Viola
Yan Levionnois | Violoncello