Madame Bovary und die Musik
„Sie gab die Musik auf. Wozu spielen? Wer hörte sie? Da sie doch nie im Samtkleid mit kurzen Ärmeln in einem Konzert die Elfenbeintasten eines Érard-Flügels anschlagen und dabei spüren würde, wie ein Murmeln der Bewunderung sie gleich einer Brise umwehte, so lohnte es sich nicht, sich mit Üben zu langweilen.“ In Gustave Flauberts literarischem Meisterwerk Madame Bovary, das vom Schicksal Emma Rouaults erzählt, die sich, zermürbt von ihrer unglücklichen Ehe mit dem Landarzt Charles Bovary, in mehrere Affären verstrickt, sich und ihre Familie verschuldet und zuletzt keinen Ausweg mehr als den des Selbstmords weiß, spielt die Musik und die damit verbundene Frage nach der Stellung der Frau im 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle. Gemeinsam mit der berühmten, in Linz geborenen Schauspielerin Sophie Rois begibt sich der französische Pianist David Kadouch auf die Spuren dieser legendären literarischen Figur, indem er Musik spielt, die Madame Bovary während ihres tragisch kurzen Lebens gehört hat oder zumindest hätte hören können. Dabei eröffnet er nicht nur ungewohnte Blickwinkel auf die Handlung des Romanklassikers, sondern fördert neben bekannten Klavierwerken auch veritable pianistische Kleinode von zu Unrecht selten gespielten Komponistinnen zutage.
Gustave Flaubert (1821–1880)
Auszüge aus Madame Bovary. Sitten in der Provinz (1856)
verwoben mit Klaviermusik von Louise Farrenc (1804–1875), Fanny Hensel (1805–1847), Frédéric Chopin (1810–1849), Franz Liszt (1811–1886), Clara Schumann (1819–1896), Pauline Viardot-García (1821–1910), Léo Delibes (1836–1891)/Ernst von Dohnányi (1877–1960)
Sophie Rois | Sprecherin
David Kadouch | Klavier