Wien modern?
Seit je ist die Stadt Wien vom fruchtbaren Spannungsfeld zwischen Vergangenem und Zukünftigem geprägt, dem Festhalten an Traditionen einerseits, dem Anspruch, eine moderne Kulturmetropole ‚am Puls der Zeit‘ zu sein, andererseits. Ob Erich Wolfgang Korngolds jazzig angehauchte Baby-Serenade, Viktor Ullmanns rastlos vorwärtsdrängendes Klavierkonzert – komponiert 1939, drei Jahre vor der Deportation des Komponisten in das Konzentrationslager Theresienstadt –, Karl Weigls im selben Jahr aus dem amerikanischen Exil musikalisch auf die Heimat zurückblickende Tänze aus Wien (Old Vienna) oder Egon Wellesz’ in der englischen Emigration entstandene, zwischen Sehnsucht und Wehmut schwankende Sinfonie Nr. 4 g-moll mit dem Titel Austriaca – auf vielschichtige Weise werfen die vier Werke der allesamt in Wien aufgewachsenen Komponisten, jeder auf seine Art mit einem Bein in der Tradition des 19. Jahrhunderts verwurzelt, mit dem anderen inmitten der progressiven Strömungen der eigenen Zeit stehend, die Frage auf: Wien modern? Die klingende Antwort liefert unter der Leitung von Jakob Lehmann das Tonkünstler-Orchester, unterstützt vom jungen russischen Pianisten Dmitry Shishkin, der sich 2019 den 2. Preis beim Internationalen P. I. Tschaikowski-Wettbewerb erspielte.
Erich Wolfgang Korngold (1897–1957)
Baby-Serenade für Orchester, op. 24 (1928–29)
Viktor Ullmann (1898–1944)
Konzert für Klavier und Orchester, op. 25 (1939)
– Pause –
Karl Weigl (1881–1949)
Tänze aus Wien (Old Vienna) für großes Orchester (1939)
Egon Wellesz (1885–1974)
Sinfonie Nr. 4 (Austriaca) g-moll, op. 70 (1951–53)
Dmitry Shishkin | Klavier
Tonkünstler-Orchester
Jakob Lehmann | Dirigent