Tradition und Revolution
„Wir können noch immer alte Formen verwenden, um neue Musik zu schreiben.“ Mit dieser Aussage reagierte Krzysztof Penderecki auf die harsche Kritik, welche die Uraufführung seines Violinkonzerts Nr. 1 in den Kreisen der musikalischen Avantgarde 1977 provozierte. Einst selbst ein kompromissloser Erneuerer an der Spitze einer experimentierfreudigen Moderne, komponierte er ab den 1970er-Jahren wieder vermehrt Werke traditionelle(re)n Zuschnitts, die seine bis heute außerordentliche Popularität bei einem breiten Publikum begründeten. Explizit schloss Penderecki in diesen Werken, zu denen auch das erste Violinkonzert zählt, an die Klangwelten des ausgehenden 19. Jahrhunderts an, an die Harmonik der Wagner-Nachfolge, aber auch an die Sinfonien Bruckners, die er für unübertroffen hielt: „In der Symphonik ist Anton Bruckner mein Meister“, bekannte er noch im Jahre 2000 in einem Interview. Markus Poschner und das Bruckner Orchester Linz lauschen zusammen mit der international gefeierten lettischen Geigerin Baiba Skride diesem Bekenntnis nach und stellen Pendereckis Werk, das der Uraufführungssolist Isaac Stern zum bedeutendsten Violinkonzert nach demjenigen Alban Bergs erklärte, Bruckners weit in die musikalische Moderne vorstoßende Sinfonie Nr. 9 d-moll zur Seite.
Krzysztof Penderecki (1933–2020)
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 (1976–77, rev. 1988)
– Pause –
Anton Bruckner (1824–1896)
Sinfonie Nr. 9 d-moll, WAB 109 (1887, 1891–94)
Baiba Skride | Violine
Bruckner Orchester Linz
Markus Poschner | Dirigent