„Diese Kunst braucht keine Tagesmode, keinen Zeitgeschmack zu fürchten, denn sie steht außerhalb aller Zeit und der Geschmackswellen, die nur das Glänzende, für den Augenblick Geborene in den Abgrund der Vergessenheit reißen.“ Mit diesen Worten pries Richard Wetz seinen kompositorischen Abgott Anton Bruckner im 1922 erschienenen Band Anton Bruckner. Sein Leben und Schaffen. Wie kaum einem anderen seiner Zeitgenossen gelang es Wetz, mit seinem Werk unmittelbar an die Tonsprache Bruckners anzuknüpfen. Dass er dabei nicht zuletzt die opulente religiöse Erhabenheit von dessen Sakralwerken bewunderte, wird durch die Gegenüberstellung seines monumentalen Requiems h-moll mit Bruckners überschwänglich jubelnder Vertonung des alttestamentarischen Psalms 150 eindrucksvoll hörbar gemacht. Als musikalische Brücke zwischen beiden Werken fungiert Arvo Pärts elegischer Cantus in memoriam Benjamin Britten im von ihm entwickelten Tintinnabuli-Stil.
Unter der Leitung von Eugene Tzigane werden der Prager Philharmonische Chor und die PKF – Prague Philharmonia den teils offensichtlichen, teils unterschwelligen Verbindungen zwischen den drei einander gerade auch durch ihr Einzelgängertum innerhalb der künstlerischen Strömungen ihrer Zeit nicht unähnlichen Komponisten nachspüren.
Anton Bruckner (1824–1896)
Psalm 150 C-Dur für Sopran, gemischten Chor und Orchester, WAB 38 (1892)
Arvo Pärt (* 1935)
Cantus in memoriam Benjamin Britten für Streichorchester und Glocke (1977, rev. 1980)
Richard Wetz (1875–1935)
Requiem h-moll für Sopran, Bariton, gemischten Chor und Orchester, op. 50 (1923–25)
Claudia Barainsky | Sopran
Nikolay Borchev | Bariton
Prager Philharmonischer Chor
PKF – Prague Philharmonia
Eugene Tzigane | Dirigent