Vorkämpferinnen
Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert der Sinfonik ebenso wie des virtuosen Solokonzertes. Beide Gattungen galten aufgrund ihrer gewaltigen Strukturen, komplexen Architektur und eindrucksvollen Klanggewalt als spezifisch ‚männlich‘ und jede Frau, die sich an ihnen versuchte, musste die gönnerhafte Kritik ihrer Kollegen über sich ergehen lassen. Meist mangelte es den Frauen infolgedessen selbst am nötigen Vertrauen in die eigenen künstlerischen Fähigkeiten: „Es ist nicht sowohl die Schreibart, an der es fehlt, als ein gewisses Lebensprinzip“, glaubte etwa Fanny Hensel festzustellen. „[E]s fehlt mir die Kraft, die Gedanken gehörig festzuhalten, ihnen die nöthige Consistenz zu geben. Daher gelingen mir am besten Lieder, wozu nur allenfalls ein hübscher Einfall ohne viel Kraft der Durchführung gehört […].“ Den Vorkämpferinnen, die sich dennoch nicht davon abbringen ließen, ihr kompositionstechnisches Können an großen Formen zu erproben, ist das Konzert gewidmet, das Jérémie Rhorer und sein gefeiertes Originalklangorchester Le Cercle de l’Harmonie gemeinsam mit David Kadouch präsentieren. Neben den Werken von Louise Farrenc, Emilie Mayer und Marie Jaëll ist dabei auch Camille Saint-Saëns’ Klavierkonzert Nr. 1 D-Dur zu hören, das dieser für Jaëll komponierte und ihr zueignete.
Marie Jaëll (1846–1925)
Romance für Violine und Orchester (1881) [Uraufführung]
[Vervollständigung der Instrumentation von Nadin Polyakova (* 1987)]
Camille Saint-Saëns (1835–1921)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 D-Dur, op. 17 (1858)
– Pause –
Louise Farrenc (1804–1875)
Ouvertüre Nr. 1 e-moll, op. 23 (1834)
Emilie Mayer (1812–1883)
Sinfonie Nr. 7 f-moll (1855–56)
Jonathan Stone | Violine
David Kadouch | Klavier
Le Cercle de l’Harmonie
Jérémie Rhorer | Dirigent