Hans Rott, Hugo Wolf und Gustav Mahler – Antike in literarischer Vermittlung
Im Gegensatz zu Anton Bruckner, der sich selbst allenfalls sporadisch für (alt-)historische und literarische Themen und damit einhergehend auch für die zu seiner Zeit blühenden Formen der Programmmusik interessierte, sind die drei in diesem Konzert erklingenden Werke seiner Schüler und Apologeten Hans Rott, Hugo Wolf und Gustav Mahler von der faszinierenden Historie und Mythologie der griechischen und römischen Antike im Spiegel literarischer Adaptionen inspiriert. Rotts noch während der Studienzeit am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien komponiertes Vorspiel zu „Julius Cäsar“, dessen Tonsprache deutlich unter dem Einfluss der Bühnenwerke Richard Wagners steht, bezieht sich auf William Shakespeares Tragödie über die Ermordung des römischen Diktators, Wolfs phantastisch klangfarbenreiche sinfonische Dichtung basiert auf Heinrich von Kleists Drama Penthesilea und Mahlers Tondichtung in Symphonieform, mit der er „einen kraftvoll-heldenhaften Menschen […], sein Leben und Leiden, Ringen und Unterliegen gegen das Geschick“ darzustellen beabsichtigte, verweist mit ihrem Titel auf Jean Pauls vierbändigen gesellschaftskritischen Bildungsroman Titan und so, wenn auch indirekt, auf das mythologische Göttergeschlecht gleichen Namens.
Hans Rott (1858–1884)
Ein Vorspiel zu „Julius Cäsar“ B-Dur für Orchester (1877)
Hugo Wolf (1860–1903)
Penthesilea. Sinfonische Dichtung für großes Orchester nach dem gleichnamigen Trauerspiel Heinrich von Kleist’s (1883–85)
– Pause –
Gustav Mahler (1860–1911)
Titan. Eine Tondichtung in Symphonieform D-Dur (1885–88, rev. 1893)
ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Marin Alsop | Dirigentin