Im Gegensatz zu den „Neudeutschen“, denen die traditionellen Formen der Kammermusik fast ausnahmslos als „ein Reservat von Konservativen“ galten, „die sich ans Überlieferte klammerten, weil das Neue sie verwirrte“, wandte sich Johannes Brahms mit dem erklärten Ziel, eine „dauerhafte Musik“ zu schaffen, gerade dieser Form zu, in der er glaubte, seine ästhetischen Ideale am konsequentesten verwirklichen zu können. Den Beginn dieser Hinwendung zu kammermusikalischen Gattungen markiert das 1. Klaviertrio des damals 20-Jährigen, dessen von jugendlichem Überschwang geprägte Urfassung im Konzert erklingt.
Camille Saint-Saëns, der das Glück hatte, dem „Musikstreit“ allenfalls als Zaungast beizuwohnen, entschloss sich letztlich für beide Seiten: Einerseits hatte er, wie Brahms, eine große Affinität zur Kammermusik – zufälligerweise liegt zwischen der Entstehung der jeweils zwei Klaviertrios beider Komponisten exakt der gleiche zeitliche Abstand –, andererseits verehrte er Franz Liszt und dessen Programmmusik. Mit Liszt, der den 24 Jahre jüngeren Kollegen tatkräftig förderte, verband ihn zeitlebens eine enge Freundschaft, die sich nicht zuletzt in zahlreichen Widmungen und Transkriptionen niederschlug, wie etwa im Fall der für Klaviertrio arrangierten sinfonischen Dichtung Orpheus.
Camille Saint-Saëns (1835–1921)
Klaviertrio Nr. 1 F-Dur, op. 18 (1863–64)
Franz Liszt (1811–1886)/Camille Saint-Saëns
Orpheus. Transkription der Symphonischen Dichtung Nr. 4 (S. 98) für Klaviertrio (1885)
– Pause –
Johannes Brahms (1833–1897)
Klaviertrio Nr. 1 H-Dur, op. 8 (1. Fassung: 1853–54)
Oliver Schnyder Trio
Andreas Janke | Violine
Benjamin Nyffenegger | Violoncello
Oliver Schnyder | Klavier