Bruckners ‚Fünfte‘
Anton Bruckners Sinfonie Nr. 5 B-Dur ist im wahrsten Sinne des Wortes Zukunftsmusik: Musik, die schon bei der Entstehung außerhalb ihrer Zeit stand, Musik für künftige Generationen. In der Verschränkung von wegweisender, avancierter Harmonik mit auf Renaissance und Barock zurückblickenden kontrapunktischen Formen wagte der Komponist hier einen einzigartigen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Moderne und schuf so ein Werk, dessen Tonsprache immer wieder aufs Neue frappiert. Da passt es ins Bild, dass dieses „kontrapunktische Meisterstück“, wie Bruckner die ‚Fünfte‘ stolz genannt haben soll, seine einzige nummerierte und vollendete Sinfonie ist, die er nie in orchestraler Gestalt gehört hat. „Vielleicht kein zweites Werk hat er so völlig unbekümmert um die herkömmlichen Maße und Ziele, um die Aufnahmefähigkeit normal veranlagter Hörer geschrieben als dieses“, urteilte der Musikschriftsteller Theodor Helm nach der ersten Klavieraufführung am 20. April 1887. Mit Christian Thielemann, der bei dieser Gelegenheit sein lang ersehntes Brucknerhaus-Debüt feiert, widmet sich einer der großen Bruckner-Dirigenten unserer Zeit am Pult der traditionsreichen Sächsischen Staatskapelle Dresden dieser faszinierend virtuosen ‚Maßlosigkeit‘ von Bruckners ewig modernem Meisterwerk.
Anton Bruckner (1824–1896)
Sinfonie Nr. 5 B-Dur, WAB 105 (1875–76, rev. 1877–78)
Sächsische Staatskapelle Dresden
Christian Thielemann | Dirigent