Hat Anton Bruckner den Jazz beeinflusst, zum Beispiel mit dem sogenannten Bruckner-Rhythmus, einem ständigen Neben- und/oder Gegeneinander von Duolen und Triolen? Eignen sich die musikalischen Motive und Themen des Meisterimprovisators auf der Orgel als Grundlage für Jazzimprovisationen? Sind Bruckners Werke eine Inspirationsquelle für den Jazz der Gegenwart? Für die Suche nach Bruckners Blue Notes ist der französische Pianist und Komponist Thomas Enhco genau der Richtige, ein Wanderer zwischen den Welten, der als Jazzmusiker seit früher Jugend für Furore sorgt, etwa indem er im Alter von nur zehn Jahren beim Festival Jazz à Juan auftrat und 2006 als 18-Jähriger sein Debütalbum aufnahm, im genreübergreifenden Duo mit der Perkussionistin Vassilena Serafimova Musik von Bach, Mozart, Romantisches und Zeitgenössisches spielt, Filmscores schreibt, als Klaviersolist mit Sinfonieorchestern Konzerte von Bach über Mozart und Beethoven bis zu Gershwin, Ravel und Adams zur Aufführung bringt und inzwischen mehr als einhundert Werke für die verschiedensten Besetzungen komponiert hat. Ein universeller Musiker also, der Bruckner liebt und ihm mit großem Respekt, aber auf Augenhöhe begegnet, um jazzige Funken aus dessen monumentalen Partituren zu schlagen.
Thomas Enhco | Klavier