Jean Sibelius – Erbe und Neuerer
Nachdem der 24-jährige Jean Sibelius im Oktober des Jahres 1890 in der Hoffnung nach Wien gereist war, Kompositionsschüler Anton Bruckners zu werden, musste er ernüchtert feststellen, dass sich dieser als Professor am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien kurz vor der von ihm erbetenen Pensionierung befand und nur noch sporadisch unterrichtete. Obwohl er daher nicht, wie angestrebt, aus erster Hand von Bruckner lernen konnte, übten dessen Werke, die er in Wien hören und studieren konnte, doch einen enormen Einfluss auf den jungen Komponisten aus. So schrieb er, überwältigt von der Erstaufführung der „Fassung 1889“ von Bruckners Sinfonie Nr. 3 d-moll am 21. Dezember 1890, an seine Verlobte Aino Järnefelt: „Er ist meiner Meinung nach der größte lebende Komponist.“ Unter der Leitung seines neuen Chefdirigenten Vasily Petrenko macht das Royal Philharmonic Orchestra hörbar, welch tiefe Spuren Bruckners musikalisches Erbe im Schaffen des großen finnischen Sinfonikers hinterließ. Seinem berühmten Violinkonzert d-moll widmet sich mit Sergey Khachatryan, der 2000 im Alter von 15 Jahren zum bisher jüngsten Gewinner der International Jean Sibelius Violin Competition in Helsinki gekürt wurde, einer der herausragenden Geiger der Gegenwart.
Jean Sibelius (1865–1957)
Finlandia. Tondichtung für Orchester, op. 26 (1899, rev. 1900)
Konzert für Violine und Orchester d-moll, op. 47 (1902–03, rev. 1905)
– Pause –
Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 43 (1900–02, rev. 1903)
Sergey Khachatryan | Violine
Royal Philharmonic Orchestra
Vasily Petrenko | Dirigent