08.09.2024

Eröffnung Internationales Brucknerfest Linz 24

DAS WAR DIE FEIERLICHE ERÖFFNUNG DES INTERNATIONALEN BRUCKNERFESTES LINZ    "UNENDLICHE WEITEN.   BRUCKNERS WERK ALS GRIFF NACH DEN STERNEN"

 

Den Festakt des Internationalen Brucknerfests Linz 2024 eröffnete das Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner mit einer überwältigenden musikalischen Darbietung. Neben Werken von Jubilar Anton Bruckner erklang beim Eröffnungsfestakt auch eine Uraufführung, nämlich InstANT on für Orchester des Welser Komponisten Johannes Berauer, der für seine spannenden Grenzgänge zwischen Klassik, Jazz und Weltmusik bekannt ist. Das Auftragswerk InstANT on richtete den Blick zurück nach vorne und durchstreifte, frei nach der Devise „Bruckners sämtliche Sinfonien (leicht gekürzt)“, in elf Minuten adaptierend, arrangierend, fortspinnend, nachlauschend, neu denkend, verfremdend und zitierend dessen elf Gattungsbeiträge. Wer wäre geeigneter, sich dieser Herausforderung ebenso lust- wie humorvoll zu stellen, als der in Wels geborene, auf die Überwindung der Grenzen zwischen klassischer Avantgarde, Jazz und Weltmusik spezialisierte Johannes Berauer? Und wer wären einem solchen Stück kundigere Interpreten als die Bruckner-Spezialist*innen des nach ihm benannten Orchesters und sein Chefdirigent Markus Poschner?

Auf die, wie gewohnt, den Festakt eröffnenden Hymnen folgte 2024 eine Bruckner-Hymne, die Wilhelm Floderer 1894 komponierte und bei der Gedenktafelenthüllung an Bruckners Geburtshaus in Ansfelden am 12. Mai 1895 mit der Liedertafel „Frohsinn“, deren Chormeister er damals war, zur ersten Aufführung brachte.

Aus der Feder des Jubilars selbst erklangen alle frühen Orchesterwerke, die im Laufe der vom Herbst 1861 bis zum Sommer 1863 währenden Lehrzeit beim Linzer Theaterkapellmeister Otto Kitzler entstanden, die mit der Komposition der „Studiensinfonie“ f-moll zum Abschluss kam.

Sie tragen zwar noch traditionelle Züge, schlagen aber bereits einen individuellen Ton an und zeigen ihren Schöpfer damit am Scheideweg zwischen einer Existenz als Verfasser funktionaler Gebrauchsmusik und einem Dasein als Sinfoniker.

 

Bildergalerie

Festakt zur Eröffnung des Int. Brucknerfestes Linz 24

ZAHLREICHE FEST- UND EHRENGÄSTE FEIERTEN JUBILÄUMS-BRUCKNERFEST-ERÖFFNUNG

Zahlreiche Fest- und Ehrengäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft zelebrierten gemeinsam die feierliche Eröffnung des Internationalen Brucknerfestes Linz 2024 im Großen Saal des Brucknerhauses Linz. Durch den Vormittag führte die Moderatorin, Musikwissenschafterin und ausübende Pianistin Karin Wagner. 
 
 René Esterbauer, 
der Kaufmännische Geschäftsführer der LIVA, hieß alle Festgäste und Musiker:innen des Festaktes und sein Team der LIVA im Brucknerhaus Linz willkommen, blickte zurück auf die Höhepunkte des Bruckner-Jubiläumsjahres und gab auch einen Ausblick auf die kommenden Konzerte des Brucknerfestes und lud ein zum Originalklangzyklus Bruckners, der exklusiv nur im Brucknerhaus zu hören sein wird:

„Ein bedeutender Teil des Anton Bruckner-Jubiläumsjahres liegt bereits hinter uns, und wir haben schon viele unvergessliche Momente erlebt. Heute ist einer dieser ganz besonderen Zeitpunkte: Das Internationale Brucknerfest Linz 2024 wird eröffnet, wir freuen uns heute auf das Bruckner Orchester Linz und Markus Poschner, auf unsere Festrednerin, Philosophin und Publizistin Lisz Hirn. Aber lassen Sie uns jetzt auch noch weiter nach vorne blicken: Es warten viele Höhepunkte auf uns! Ich freue mich auf die kommenden Wochen, auf die vielen großartigen Konzerte des Originalklangzyklus und auf all die magischen Momente, die uns hier im Brucknerhaus Linz erwarten! Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker, Stardirigent Kent Nagano, Weltstar Thomas Hampson bei der Klassischen Klangwolke,  Philippe Herreweghe & Orchestre des Champs-Elysées und viele weitere werden Bruckner in diesem Jubiläumsjahr hochleben lassen“, sagte René Esterbauer, BA MBA, Kaufmännischer Geschäftsführer LIVA

Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer begrüßte als zweite Rednerin die Ehren- und Festgäste.
 „Bruckner inspiriert, Bruckner begeistert, Bruckner verbindet! Dieser Geist des Bruckner-Jubiläumsjahrs 2024 hat es mit seinen Kooperationen vorgemacht, wie sich ein Kulturstandort für die Zukunft aufstellen und das internationale Profil schärfen kann. Die Politik sollte diesem erfolgreichen Beispiel auch bei den Entscheidungen für die Zukunft dieses Hauses folgen. Es kann nur einen Weg geben und das ist der Gemeinsame“, betonte Doris Lang Mayerhofer, Kultur- und Tourismusstadträtin der Stadt Linz.
 
 Die geschäftsführende Vizebürgermeisterin Karin Hörzing hielt anschließend ihre erste Rede beim Internationalen Brucknerfest Linz 2024 in ihrer neuen Funktion, rückte aber nicht nur die Feierlichkeiten ins Zentrum, sondern nahm auch auf aktuelle politische Entwicklungen national und international, sowie die Herausforderungen auch innerhalb der Stadt Linz Bezug: "Nur miteinander können wir aufgebrochene Gräben wieder zuschütten, an gegenseitigen Respekt appeliere ich", so Hörzing. Die geschäftsführende Vizebürgermeisterin würdigte die Musiker:innen des Vormittages, Anton Bruckner und das Programm des Internationalen Brucknerfestes Linz 2024. Abschließend bedankte sich Hörzing bei der LIVA und dem Team des Brucknerhauses Linz unter der Leitung von René Esterbauer, Kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA, für den unermüdlichen Einsatz in diesem Bruckner-Jubiläumsjahr 2024.

„Das jährliche Internationale Brucknerfest Linz ist ein Leuchtturm der österreichischen Kultur und erlangt im Jahr 2024, in dem wir den 200. Geburtstag von Anton Bruckner feiern, eine besondere Bedeutung. Das diesjährige Festival, das unter dem Motto ‚Unendliche Weiten: Bruckners Werk als Griff nach den Sternen' steht, zeigt eindrucksvoll die tiefgreifende Wirkung von Bruckners Musik, die weit über die Grenzen unserer Stadt hinausreicht. Mit einem ambitionierten Programm, das alle elf Symphonien Bruckners in ihrer Originalfassung (somit auch jene unvollständigen Werke) durch weltweit renommierte Orchester präsentiert, unterstreicht Linz seine enge Verbundenheit mit dem Erbe dieses großen Komponisten. Als Bruckner-Stadt sind wir stolz darauf, Gastgeberin dieses einzigartigen Festivals zu sein, das nicht nur unser reiches musikalisches Erbe hervorhebt, sondern auch unser Engagement für kulturelle Lebendigkeit und Innovation betont. Wir freuen uns darauf, Musikliebhaber:innen aus der ganzen Welt in Linz willkommen zu heißen und dieses außergewöhnliche Ereignis gemeinsam zu feiern."
 Karin Hörzing, geschäftsführende Vizebürgermeisterin der Stadt Linz

Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzerbezeichnete das Internationale Brucknerfest Linz 2024 als einen der großen Höhepunkte des Brucknerjahres 2024 und betonte die Freude über die gute Zusammenarbeit aller Mitwirkenden der OÖ KulturEXPO, "diese soll zeigen wie wir Kultur in Oberösterreich verstehen Offen für Neues, für Experimente bereit, aber stolz auf unser kulturelles Erbe!“, so Landeshauptmann Stelzer und ergänzte: „Im Jubiläumsjahr zu Anton Bruckners 200. Geburtstag hat das Internationale Brucknerfest einen besonderen Stellenwert. Das Motto ‚Unendliche Weiten. Bruckners Werk als Griff nach den Sternen‘ ist dabei nicht zu hoch gesteckt, denn seine Musik berührt und inspiriert die Menschen heute wie zu seinen Lebzeiten. Bruckners Musik wirkt aber auch verbindend, das ist gerade in herausfordernden Zeiten wie den aktuellen wichtig. (…) Kunst ist immer größer als wir selber, Kunst braucht keine Eitelkeiten (…) Und jeder der sich für Kunst interessiert, der weiß das. (…) Kultur lässt uns Zusammenkommen und fördert unser Miteinander und es geht nur in einem Miteinander und im Zusammenklang. Heute könnte auch ein Neustart und eine Absage an Befindlichkeiten sein: Machen wir weiter gemeinsame Sache und arbeiten wir zusammen“, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer.
 
 
Anschließend betrat Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka die Bühne. Er hob das Brucknerfest als eines der ganz großen Festivals hervor, dem es immer wieder gelinge den „Titanen Bruckner und seine solitäre Stellung“ zu zeigen. Sobotka forderte auf sich von Bruckner und seiner Musik zur Reflexion anregen und inspirieren zu lassen. Anschließend gratulierte er dem Bruckner Orchester Linz unter der Leitung von Chefdirigent Markus Poschner zu seinen großartigen musikalischen Leistungen sich mit Bruckner auseinanderzusetzen.

 

FESTREDNERIN LISZ HIRN  BESCHÄFTIGTE SICH  AUF UNTERSCHIEDLICHEN EBENEN MIT BRUCKNER

 

Die österreichische Philosophin und Publizistin Lisz Hirn hielt im Bruckner-Jubiläumsjahr die Festrede im Rahmen des Eröffnungsfestakts. Bekannt für ihre tiefgründigen philosophischen Ansätze und ihre leidenschaftliche Förderung des Dialogs zwischen verschiedenen Kulturen und Denktraditionen, zählt Lisz Hirn zu den einflussreichsten zeitgenössischen Stimmen Österreichs.

Lisz Hirn befasste sich zu Beginn in ihrer Festrede auf unterschiedlichen Ebenen intensiv mit Anton Bruckner als Person und seiner Musik. Sie lenkte ihren Blick aber auch auf die Möglichkeiten von Kunst und Kultur:

„Kunst auf Moral zu reduzieren oder sie gar den gesellschaftlichen Normen unterzuordnen und sie durch die Politik zu instrumentalisieren, all das nimmt der Kunst ihre Schlagkraft. Die Aufgabe der Kunst ist es nicht, die Gesellschaft konkret zu verändern und Lösungen zu implementieren. Dafür muss sich die Politik zuständig fühlen. ‚Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit.‘ Wer diesem Satz von Friedrich Schiller zustimmt, muss der Kunst einen Platz jenseits von moralischen und wissenschaftlichen Kategorien einräumen, jenseits von Gut und Böse, von wahr oder falsch. Für sie gelten dann vorrangig Kategorien wie schön und hässlich, berührend oder abstoßend, beruhigend oder packend. Und ich wage mich noch weiter vor, wenn ich behaupte, dass Kunst auch einfach auf der Suche nach dem Schönen, ja überheblich sein darf und – im Gegensatz zu Moral, Wissenschaft und Politik – sogar verantwortungslos sein muss. Wen interessiert noch Kunst, die nichts riskiert, die nicht das Unmögliche versucht? Anton Bruckner griff in seiner Musik zweifellos nach den Sternen. Das Notwendige, das wir als Zuhörer, als sinnliche Menschen, tun müssen, ist, uns vom Scheitern des Künstlers, das exemplarisch für das Scheitern aller menschlichen Bemühungen steht, packen zu lassen.“

Lisz Hirn / Festrednerin Eröffnung Int. Brucknerfest Linz 2024 © Reinhard Winkler
Lisz Hirn / Festrednerin Eröffnung Int. Brucknerfest Linz 2024 © Reinhard Winkler
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