16.04.2024

Bruckners Sinfonie Nr. 5 B-Dur

Zum weltweit ersten Mal werden im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 2024 alle elf Sinfonien Bruckners im Originalklang zur Aufführung kommen, eine Entdeckungsreise in elf Konzerten, die als Zyklus nur im Brucknerhaus Linz und dort jeweils exklusiv in Österreich zu hören sind. 

Die Sinfonien erklingen dabei stets in ihrer Erstfassung, gespielt werden sie von elf der renommiertesten Originalklangorchester Europas unter der Leitung von elf namhaften Dirigenten. Im Interview geben sie Auskunft über ihre Sicht auf Bruckner und darüber, welche Erwartungen sie mit Blick auf dieses besondere Projekt haben.

Am 8. Oktober präsentiert The Orchestra Of The Age Of Enlightenment unter der Leitung von Ádám Fischer Anton Bruckners Sinfonie Nr. 5 B-Dur, WAB 105 (1875–76, rev. 1877–78)  sowie Werke von Wolfgang Amadé Mozart.

 

Ádám Fischer im Interview

 

Jan David Schmitz: Wieso eigentlich Bruckner im Originalklang?

Ádám Fischer: Es ist bei jedem Meisterwerk von entscheidender Bedeutung, das Stück auf Instrumenten gespielt zu hören, für die der Komponist es geschrieben hat. Man versteht die Funktion der Musik viel besser. Die Verwendung von Originalinstrumenten hält nicht nur für die Zuhörer neue Erkenntnisse bereit, sondern ebenso für die Aufführenden, die, bereichert durch eine solche Erfahrung, dieselben Werke auch auf modernen Instrumenten authentischer spielen werden, weil das Originalklangerlebnis sie die Intentionen des Komponisten hat besser verstehen lassen und sie diese verinnerlichen konnten.

JDS: Worin liegen aus Ihrer Sicht die größten Unterschiede zwischen der Aufführung einer Bruckner-Sinfonie auf historischen im Vergleich zu modernen Instrumenten?

ÁF: Ich glaube, die Tempi sind durch die Veränderung der Instrumente langsamer, der Stil getragener und schwermütiger, zuweilen durchaus auch schwerfälliger geworden. Die damaligen Instrumente klangen durchweg schlanker und weicher. Eine Aufführung auf historischem Instrumentarium macht speziell Bruckners Musik menschlicher.

JDS: Weshalb hat die historische Aufführungspraxis gerade um Bruckners Sinfonien so lange einen großen Bogen gemacht?

ÁF: Das hat sicher mehrere Gründe. Wenigstens zu einem Teil könnte es, auch wenn das vielleicht zunächst einmal paradox klingt, an großen Dirigenten von Wilhelm Furtwängler bis Günter Wand liegen, die einen Bruckner-Stil geprägt haben, der die Mehrzahl der Bruckner-Liebhaber offenbar restlos überzeugt hat. Möglicherweise war das Interesse, Bruckner anders kennenzulernen und zu hören, dadurch einfach nicht so groß wie bei anderen Komponisten.

JDS: Wie wird der Einsatz des historischen Instrumentariums unser Bruckner-Bild verändern?

ÁF: Das vermag ich nicht vorherzusagen. Ich glaube aber eher an einen „indirekten“ Wandel des Bruckner- Bildes, der sich dadurch vollzieht, dass die anhand von Aufführungen im Originalklang gewonnenen Erkenntnisse den Bruckner-Musizierstil von Musikern, die auch auf modernen Instrumenten spielen, bereichern und nachhaltig verändern.

JDS: Warum die ‚Fünfte‘? Was fasziniert Sie an diesem Werk?

ÁF: Ich habe vor vielen Jahren bei einer Aufführung der ‚Fünften‘ das erste Mal eine Bruckner-Sinfonie live erlebt. Den Eindruck, den die Musik auf mich machte, wie sie spontan auf mich wirkte, vergesse ich nie. Und deshalb ist es für mich persönlich etwas ganz Besonderes, ausgerechnet die ‚Fünfte‘ in Linz zu dirigieren, ein Ort, den man mit einem gewissen Recht Bruckners Heimatstadt nennen kann.

 

Adam Fischer © Nikolaj Lund
Adam Fischer © Nikolaj Lund
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